Aufrufe
vor 2 Jahren

7_next_hunsrück_09_2015

  • Text
  • Koblenz
  • Landesmuseum
  • Region
  • Wochenmarkt
  • Magazin
  • Ausstellung
  • Zeit
  • Pfalz
  • Abenteuerreise
  • Historisches
  • Next.de

09‘15

09‘15 deutsches rotes kreuz DAS mAGAZin Für Die reGion Bereich ist vorhanden, um dort bei Bedarf die Kranken unterzubringen. Nicht vorstellbar, wenn eine Epidemie zum Ausbruch käme. Selbst bei einem Erkrankten mit Windpocken oder Röteln können die Kinder und Schwangeren großen Schaden davontragen, der auf jeden Fall verhindert werden muss. Die allgemeine Meinung der Bevölkerung zum Thema Flüchtlingspolitik ist zwiegespalten. Manch einem Asylsuchenden wird vorgeworfen, Nutzen zu tragen von denen die tatsächlich aus Not flüchten. Ob der DRK im Camp davon etwas zu spüren bekommt? „Uns geht es alleine um die soziale Betreuung der Menschen. Ihnen die Möglichkeit zu bieten, ein menschenwürdiges Leben zu führen.“, sind sich die Helfer einig. Die Flüchtlinge haben mittlerweile sowas wie einen Alltag entwickelt hier. Wir fragen nach, wie dieser wohl aussehen mag. „Die Kinder spielen Fußball oder Volleyball, die Erwachsenen sind mit ihren Handys beschäftigt. Wir sind auch bereits dabei ein gut funktionierendes W-Lan Netz auszubauen mit einer 10 Mbit Leitung. Sie können sich vorstellen, wenn alle gleichzeitig ins Netz gehen, ist dieses einfach viel zu schnell überlastet.“ Ganz ehrlich: Was haben die Menschen zur Zeit auch anderes? Von den ein auf den anderen Tag seine Heimat, sein Haus, sein Hab und Gut und teilweise auch seine Familie hinter sich zu lassen und nur mit dem Wichtigsten im Gepäck auf der Flucht vor Krieg und Unruhen in ein besseres Leben zu flüchten - zu flüchten, um zu überleben. Im Camp gibt es auch die Möglichkeit, sich als Volontär, mit einer sinnvollen Beschäftigung nützlich zu machen, um den Mitmenschen und der allgemeinen Organisation etwas Gutes zu tun. Beispielsweise im Wasch- oder Essenszelt den Dienst zu übernehmen. So wird Chaos vermieden, von dem wahrlich nichts zu sehen ist. „Die Volontäre erhalten ca 1 € für ihre Arbeitskraft, die sie von uns ausbezahlt bekommen und sich so noch etwas Geld hinzuverdienen. Außerdem erhält jeder Erwachsene von uns 30 € Taschengeld am Tag, die Kinder 20 € die Woche. Kleidung ist da nicht eingerechnet.“, vertraut man uns an. Wir beobachten, wie sich die Menschen trotz des gut gesicherten Geländes frei bewegen können. Security-Männer überwachen den Ein- und Ausgang. Die Polizei zeigt Präsenz, aber nicht übertrieben. Drei Sicherheitskräfte – genügt das denn? „Ja, es ist äußerst friedlich hier. Wir haben keine Schwierigkeiten. Natürlich merkt man hin und wieder den Neid untereinander was Essen oder Warenausgabe betrifft und auch durch die Enge in den Zelten bedingt. Aber das ist völlig normal unter Menschen. Jeder fühlt sich mal benachteiligt. Und ohne eine gewisse Ellbogen- 30

deutsches rotes kreuz DAS mAGAZin Für Die reGion 09'15 Taktik wären die Flüchtlinge wohl gar nicht so weit gekommen. Die allgemeine Stimmung hier ist allerdings gut, die Menschen sind freundlich und unglaublich dankbar. Sie begrüßen einen schon auf deutsch, vor allem die Kinder, und ich bin begeistert von der Gastfreundschaft.“, gesteht Herr Maser. „Es ist natürlich anstrengend und bedeutet viel Arbeit, alles aufzubauen und für die Menschen da zu sein, aber es macht Spaß, man bekommt unglaublich viel zurück.“ 22 Helfer, u.a. Pädagogen und Dolmetscher, sind inzwischen fest angestellt. Anfangs lief alles noch übers Ehrenamt, aber das war irgendwann nicht mehr zu stemmen. Denn auch Sprachkurse finden hier regelmäßig in einem seperaten Zelt statt. Dank der vielen Spenden von Unternehmen und Privatleuten der Region ist das Lager reich gefüllt. Die Klamottenausgabe wurde irgendwann an einen kurzen Fußweg entfernten Ort verlegt, da es einfach zu viel wurde. Aber frisches Obst, Nahrungsmittel, Spielzeug, Hygieneartikel und vieles mehr ist genügend vorhanden. Das tägliche Essen wird den Bewohnern geliefert, Konvektomaten stehen zur Aufwärmung bereit– und es ist genügend da, sodass auch jeder satt wird. Dennoch ist der DRK weiterhin auf Spenden angewiesen, denn 650 Menschen müssen erst einmal versorgt werden. Vor allem an Hygieneartikel (zb. Pampers) oder Winterkleidung sowie Schals und Winterschuhen besteht noch Bedarf. Ob man Unterschiede in den Bedürfnissen der Bewohner, die ja aus verschiedenen Ländern kommen, merkt? Nein, auch etwaige Religionsunterschiede, über die oft in der Gesellschaft diskutiert werden, kommen gar nicht groß raus, bestätigt man uns. Der DRK-Kreisgeschäftsführer erzählt: „Die Muslime im Camp haben den Wunsch geäußert, Ende September gemeinsam kochen zu wollen für das Haddsch, das Islamische Opferfest. Aber Probleme gibt es keine.“ Die Altersstruktur ist auch bei unserem Besuch sofort ersichtlich. Denn es kommen uns vor allem junge Menschen entgegen. „Circa 300 junge alleinstehende Männer und etwa 150 Kinder sind darunter, das jüngste 3 Monate alt. Nur wenige sind über 50. Der Durchschnitt liegt bei circa 28 Jahren, würden wir sagen.“, erklären uns die Helfer des Deutschen Roten Kreuz Aber wie geht es denn weiter, wenn einige darunter auch wieder zurückgeschickt werden müssen. Und das obwohl manch einer der Bewohner ein Jahr gebraucht hat, bis er endlich in Deutschland war? „Bald, frühestens in 2 Wochen, müssen wir beginnen umzuschichten. Erstmal sind alle amtlich registriert worden, und durchlaufen dann ab sofort ein Asylverfahren. Man geht von etwa 4 bis 6 Wochen aus, aber mit solchen Prognosen sind wir lieber vorsichtig.“, sagt Herr Maser. Er vertraut uns außerdem an: „Viele der Flüchtlinge haben gute Ausbildungen und ich sehe da persönlich absolut Potenzial für Deutschland.“ Ohne Ehrenamt wäre diese ganze Leistung des DRK für Flüchtlinge, die einem ganz natürlichem Bedürfnis nach Friede und einem angenehmen Leben ohne Krieg folgen, gar nicht möglich. Der DRK ist auch begeistert von der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. „Über die ungefähr 30 Kleiderspenden in der Geschäftsstelle täglich freuen wir uns sehr...!“ Wer weiterhin spenden möchte, kann Sachspenden an der Geschäftsstelle des Kreisverband Rhein-Hunsrück, Holzbacher Straße 1, 55469 Simmern, abgeben oder Geldspenden auf das Spendenkonto bei der Kreissparkasse, IBAN DE86560517900010030864, BIC MALADE51SIM überweisen. 31

Magazin NEXT Archiv

Koblenz Landesmuseum Region Wochenmarkt Magazin Ausstellung Zeit Pfalz Abenteuerreise Historisches www.magazin-next.de

Magazin NEXT News

News aus der Region