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07‘17

07‘17 Koblenz liest Das Magazin für die Region Thommi Baake - Autor, Schauspieler, Komiker Thommi Baake wuchs in einer kleinen, persischen Berghütte an der Costa Brava auf. Schon früh lernte er die Krebssprache. Das sollte ihn prägen. Mit 2 ½ Jahren verfasste er Schalentierlyrik und Meerwassergeschichten. Mit 6 Jahren zog er vom Strand zu seinem Onkel dem Meereskönig unter Wasser. Mit 26 Jahren dann Vertreter für Fußnagellack in Costa Rica. Ohne Mittel, Rückkehr nach Deutschland, wo Thommi Baake inzwischen in einem kleinen südschwarzwäldischen Dorf wohnt. Mit ihm leben 13 Leuchtgiraffen, 15 ½ Mäuse und ein Nachbar. P.S. Das war alles gelogen. Thommi Baake ist seit 1988 mit diversen Solo- und Duoprogrammen auf Deutschlands Bühnen unterwegs. Zu seinen Höhepunkten als Schauspieler zählen u.a. Auftritte bei „Polizeiruf 110“, „Comedian Harmonists“ oder der „Sesamstraße“. Seit 2004 schreibt er für Kinder und Erwachsene. 2010 ist sein erstes Buch erschienen. Im Jahr 2012 seine erste Kinderlieder CD. Die Geschichte von Tim stammt aus dem Buch: „Urlaub im Kühlschrank“, so fantasievoll, dass vielleicht einige Erwachsene denken: „Holla, spinnt der?“ Ja, Thommi Baake spinnt! Er spinnt Geschichten zusammen, die abenteuerreich-bunt an den verschiedensten Orten spielen. Zum Beispiel bei Zwergen, in fernen Ländern, unter der Erde, auf einem Pommesfeld. auf dem Dachboden, in einer Meerschweinchenstadt, bei Vogelmenschen oder in der Schule. Die Helden sind meistens Kinder und Tiere, wie Maulwürfe, Tapire, Mammuts oder Schnecken, aber auch sprechende Kartoffeln oder E´s. Taucht ein in die Fantasiewelt von Thommi Baake und amüsiert euch bitte sehr. Tim und die neue Turnhalle von Thommi Baake Tim sitzt am Fenster. Das ist seine Lieblingsbeschäftigung. Er wohnt mit seinen Eltern in einem Wohnblock. Das Fenster in seinem Zimmer befindet sich ganz oben im vierten Stock. Tim sitzt im Rollstuhl. Ab der Hüfte, bis zu seinen zehn Zehen, spürt er nichts. Also kann er natürlich auch nicht laufen. Er geht ganz normal zur Schule. Obwohl man gehen ja gar nicht sagen kann: er fährt zur Schule! Er bewegt seinen Rolli aus eigener Kraft und benutzt dazu seine Arme. „Ein Rollstuhl mit Motor! Was ist das denn? Das ist für alte Leute!“, sagt er immer. Durch das selber fahren hat er ganz schöne Muckis an den Armen. Freunde hat er keine richtigen. Obwohl er ein ganz normaler Junge ist, bloß nicht laufen kann, wollen die meisten Kinder nicht mit einem „Behinderten“ spielen. Er ist zehn Jahre alt und bis vor zwei Jahren, da hatte er einen Unfall, war er ein super Sportler. Er fuhr gerade mit dem Fahrrad zur Schule, als ihn ein Auto gerammt hatte. Seitdem kann er nicht mehr gehen. Tim sitzt am Fenster seines Zimmers und trinkt einen Tee. Er hat Sommerferien und schaut fast den ganzen Tag auf die Straßenseite gegenüber. Er beobachtet eine Baustelle, auf der seit Monaten gearbeitet wird. Es ist total spannend für ihn zu sehen, 14

Koblenz liest Das Magazin für die Region 07‘17 wie das Gebäude täglich wächst. Es ist eine Schule. Sie ist fast fertig. Jetzt bauen sie an einer großen Turnhalle. Bei den Bauarbeitern ist er schon bekannt. Wenn sie Mittagspause machen, winken sie sich immer gegenseitig zu. Wenn sich Tim manchmal vorm Haus aufhält, plaudert er mit den Arbeitern. So wissen sie, dass er heute Geburtstag hat. Sie geben ihm von unten Zeichen, dass er das Fenster öffnen soll. Er tut es. Die Männer setzen sich witzige Papphüte auf. Dann singen sie sehr laut und auch sehr schön falsch, aber von ganzem Herzen ein Geburtstagslied. Tim ist gerührt und ruft ein herzliches Dankeschön nach unten. Seine Mutter hat Kuchen gebacken. Er packt fünf Stücke einzeln ein. Dann befestigt er jedes an einem kleinen Fallschirm und lässt die Kuchenpäckchen nach unten fallen. Es sieht schön und lustig aus, wie die Kuchen nach unten gleiten. Sie werden aufgefangen und die Bauarbeiter lassen es sich schmecken. Bei einem der Männer sitzt ein Spatz auf der Schulter, der ganz fröhlich ein paar Krümel pickt. Mit einem lauten „Mmh, das war lecker“ bedanken sich die Arbeiter bei Tim und seiner Mutter. Drei Wochen später ist die Sporthalle endlich fertig gestellt. Die Bauarbeiter haben sich von ihm verabschiedet. Tim ist aufgeregt. An diesem Nachmittag ist die große Eröffnungsfeier. Ab dem nächsten Tag sollen die ersten Kinder die Schule besuchen. Am Abend nach den Reden findet ein Volleyballspiel statt. Tim liebt diesen Sport und er genießt das Zuschauen. Er hat ein richtig gutes Fernglas zum Geburtstag bekommen. Tim guckt zwar gerne mal Fernsehen oder sitzt am Computer, aber seitdem die Sporthalle gegenüber steht, schaut er nur noch dorthin. Inzwischen hat er zwei Stundenpläne: einen für die Schule und den anderen für seine Turnhallenabende. An Wochenenden finden dann noch Spiele statt. Er schaut sich alles an, wochen- und monatelang. Bis eines Tages, an einem Donnerstag um 18 Uhr, die Gymnastikleute nicht kommen. „Das macht nichts!“, sagt Tim vor sich hin. „Die finde ich eh langweilig!“ Er will sich schon umdrehen, um in die Küche zu fahren, als plötzlich gegenüber in der Halle die Tür aufgeht. Er schaut neugierig hin und sieht zwei Rollstuhlfahrer in die Halle kommen. Total gebannt guckt er was da passiert. Es folgen weitere Rollis und er sieht, dass die Fahrer, allesamt Kinder in seinem Alter, Basketball spielen. Er ruft nach seiner Mama. Die kommt sofort und denkt, dass irgendetwas mit Tim passiert ist. Ist es ja auch! Ist es ja auch! Ganz aufgeregt zeigt er seiner Mutter, was sich in der Halle abspielt. Seine Mama muss lächeln. Tim sieht das und fragt: „Warum grinst du denn so?“ Sie antwortet: „Kann es sein, dass du Lust bekommen hast, wieder Sport zu machen?“ Er fühlt sich ertappt und muss nun auch Grinsen. Seine Mutter packt seine Sportsachen in eine Tasche und dann begeben sich beide in die Halle gegenüber. Tim wird freundlich aufgenommen und er spielt gleich mit. Es macht ihm einen Riesenspaß. Und nach dem Training hat er gleich drei Jungs kennengelernt, mit denen er sich verabreden möchte. Als er an diesem Abend im Bett liegt, sitzt seine Mutter bei ihm. Tim strahlt sie an und sagt: „Ach Mama, das Leben ist sooo schön!“ Sie seufzt und ist erleichtert, weil sie spürt, dass ihr geliebter Sohn wieder Freude und Freunde haben wird, Sport treibt und einfach wieder ein glücklicher junge sein wird. (Erschienen im Buch des Periplaneta-Verlages Berlin: „Urlaub im Kühlschrank“) Hier ist der Plan: Anzeige Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 18-20 Uhr 18-20 Uhr 18-20 Uhr 18-20 Uhr 18-20 Uhr Volleyball Handball Volleyball Gymnastik Badminton 20-22 Uhr 20-22 Uhr 20-22 Uhr 20-22 Uhr 20-22 Uhr Badminton Handball Basketball Fußball Volleyball 15

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