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03‘23

03‘23 Kultur DAS MAGAZIN FÜR DIE REGION WIE ENTSTEHT EIN GAME? In unserer Artikelserie über die Computerspieleentwicklung haben wir uns bisher mit den Vorarbeiten beschäftigt. Heute wird es Zeit, den eigentlichen Entwicklungsprozess zu beleuchten. Wir begleiten wieder das Mainzer Games-Startup Andarion Games und seinen Gründer Herrn Dr. Johannes Mattmann. “Ich bin mir sicher, dass viele Jugendliche Programmieren lernen, um eigene Spiele zu entwickeln - zumindest ich habe so angefangen” - so begrüßt uns Herr Dr. Mattmann für die aktuelle Ausgabe. “Ich werde immer wieder von Nicht-Entwicklern gefragt, wie denn tatsächlich konkret ein Spiel erstellt wird. Das ist ganz einfach: Eigentlich fängt man mit einfachen Grundlagen an, sobald man eine Idee hat - aber dann wird es beliebig komplex. Wenn wir uns ein kleines Projekt anschauen und Dinge wie Playtests für heute ausblenden, geht der Prozess für mich etwa so: Der Fokus liegt erstmal auf dem Core-Gameplay-Loop.” Hier müssen wir kurz etwas ausholen: Jedes Spiel hat in der Regel einen zentralen Ablauf bzw. einen Kern-Mechanismus, der sich die meiste Zeit wiederholt. Bei Angry Birds ist es das Vögel-auf-Bauklötze-Schießen, bei Clash of Clans eine Kombination aus Ressourcen-Sammeln und Einheiten ausbilden/Stadt ausbauen bzw. Gegner bekämpfen. Bei Fortnite läuft man in einer 3D-Umgebung herum, sammelt Ausrüstung, baut Gebäude, bekämpft Gegner und versucht zu überleben. Das nennt man “Core-Gameplay-Loop” und in der Regel fängt man damit bei der Entwicklung an. Animationen, Effekte und Story/Dialoge. Alle diese Komponenten müssen perfekt ineinander greifen und aufeinander abgestimmt sein. Daher sind an großen Produktionen heute hunderte Entwickler oft aus mehreren Studios beteiligt. Im Kleinen hilft es, auf vorgefertigte “Assets” oder Auftragsarbeiten zurückzugreifen - und natürlich das Konzept an die Möglichkeiten anzupassen. Während ein Match-3-Puzzlespiel wie Candy Crush Saga in einer Minimal-Umsetzung mit wenigen Art-Assets (und wenig Code) möglich ist, bräuchte ein Hogwarts Legacy-Klon extrem viele unterschiedliche Ressourcen verschiedener Künstler und Entwickler. Um das Vorgehen anschaulicher zu machen, wollen wir uns ein paar Schritte exemplarisch anhand von Andarion Games’ Spielen anschauen. Im Lernspiel Einmaleinsjagd wirft der Spieler Dartpfeile auf Luftballons, um Einmaleinsaufgaben zu lösen. Der Core-Loop besteht also darin, Luftballons abzuwerfen, deren Wert dann zur Lösung hinzugefügt wird. Die Ballons sind 3D-Modelle mit Texturen und wurden in der 3D-Software Blender erzeugt. Texturen muss man sich wie Aufkleber vorstellen, um 3D-Modelle bunt zu bekleben oder zu beschriften. Für Einmaleinsjagd kamen hier GIMP und Inkscape zum Einsatz. Alle diese Tools sind freie Software und können kostenfrei und ohne Einschränkungen auch kommerziell verwendet werden. Hier sehen wir einen Screenshot aus Blender, wo die Materialeigenschaften des 3D-Ballons gerade editiert werden: Nun besteht ein Spiel nicht nur aus einem Programmiercode, der ausgeführt wird, sondern umfasst auch - je nach Spiel - 2D- und/oder 3D-Grafiken, Sounds, Musik, evt. Videos, 12

Kultur DAS MAGAZIN FÜR DIE REGION 03‘23 Der Hintergrund im Spiel ist aus animierten 2D-Vektorgrafiken aufgebaut. Hier sehen wir einen Screenshot aus dem Tool Inkscape, in dem Grafiken erstellt und bearbeitet werden: Zusammengeführt werden die unterschiedlichen Medien und die Spiellogik in einer Game-Engine wie Godot, Unity oder der Unreal-Engine. Hier passiert die Magie: Der Game-Loop wird als ablaufendes Programm entweder als Code oder als grafisches Ablaufdiagramm erstellt und alle Medien werden passend eingebunden. Im Fall von Einmaleinsjagd sieht eine sogenannte Szene in Godot etwa so aus (oben), ein Beispiel für Programmcode steht unten: Wie in einem Animationsfilm werden Hintergründe und animierte 3D-Objekte in einer gemeinsamen Szene kombiniert. In Projekten wie CtrlC, dem nächsten Spiel von Andarion Games, kommt auch ein spezialisiertes Pixelgrafikprogramm zum Einsatz. Hiermit können speziell Pixel-Art-Grafiken erstellt und animiert werden - ein sehr verbreiteter, künstlerischer Grafikstil vieler Independent-Spiele. Hier sehen wir eine framebasierte Animation eines klingelnden Telefons, die im Spiel abgespielt eine Pixelgrafik-Animation ergibt: Neben den gezeigten Werkzeugen und Schritten kommen weitere spezialisierte Werkzeuge je nach Art des Spiels und Produktionsaufwand zum Einsatz. In kleinen Projekten kann der Core-Loop ergänzt um Menüs, Sounds, Musik und die dafür nötige Programmierung hinreichend sein, um eine erste spielbare Version oder einen Prototypen fertigzustellen. Besonders einfache, optisch und vom Umfang stark reduzierte Spiele werden so auch manchmal bereits veröffentlicht und über Community-Plattformen wie itch.io angeboten. Wer sich selbst ein Bild von der Entwicklung machen oder direkt Fragen an Herrn Mattmann stellen möchte, hat dazu in den regelmäßigen Entwicklungsstreams unter dem Namen “Andarion Live” auf der Plattform twitch. tv die Gelegenheit: Hier der Link https://twitch.tv/andarion_live Andarion Games entwickelt kleine Titel und stützt sich auf eigene Arbeiten, Aufträge für externe Firmen und Künstler und eingekaufte Assets, die an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. 13

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